In die MINT-Berufswelt eintauchen
Die Veränderungen und Herausforderungen in der Berufswelt durch die Digitalisierung und Transformation erfordern von den Beschäftigten neue Kompetenzen. Besonders gefragt sind sogenannte Future Skills, wie vernetztes Denken und Offenheit. In allen Branchen werden dringend Fachkräfte benötigt, die mit transformativen Technologien umgehen können. Trotz der Tatsache, dass viele Mädchen Stärken in diesen Bereichen mitbringen, entscheiden sie sich deutlich seltener als Jungen für Berufe in den zukunftsgestaltenden Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT). Laut einer OECD-Studie stehen bei Mädchen soziale Berufe wie Lehrerin, Ärztin und Erzieherin ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Im Gegensatz dazu werden typische MINT-Berufe wie Informatiker, Maschinenbauer und (Kfz-)Mechatroniker von Jungen bevorzugt.
Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken und insbesondere Mädchen für MINT-Zukunftsberufe zu begeistern, hat Provadis im Auftrag des Landes Hessen und der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit vor zwei Jahren das Berufsorientierungsangebot „Girls4MINT“ an den Start gebracht. Ziel des viertägigen Programms in Kooperation mit Unternehmen der Branche ist es, Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 Mut für den MINT-Bereich zu machen und ihnen fundierte Informationen darüber zu vermitteln. Im Fokus stehen Einblicke in Unternehmen, Tätigkeiten und Ausbildungsberufe. In das Programm eingebunden werden Ausbilderinnen bzw. Geschäftsführerinnen der Unternehmen, die als Vorbilder aus ihrem Berufsalltag berichten. Auszubildende begleiten die Projektarbeiten und beantworten gerne Fragen zu ihren eigenen Erfahrungen in den Ausbildungsberufen.
Die Teilnehmerinnen sollen erkennen, dass sie durch MINT-Berufe wichtige gesellschaftliche Zukunftsfelder, wie etwa Digitalisierung und Nachhaltigkeit, mitgestalten können. „Oft wollen Mädchen Berufe ergreifen, bei denen sie Menschen helfen können“, sagt Julia Behle, Projektleiterin von „Girls4MINT“. „Diese Ziele können sie aber nicht nur in sozialen Berufen verwirklichen, sondern beispielsweise auch durch innovative Produktentwicklungen oder in der Entwicklung klimafreundlicher Technologien.“ Mittlerweile haben rund 200 Schülerinnen bei „Girls4MINT“ mitgemacht. Einige haben sich anschließend für ein Praktikum oder eine Ausbildung im MINT-Bereich in einem der Girls4MINT-Unternehmen entschieden.
Spannende Einblicke und erste praktische Erfahrungen
Die 16 Teilnehmerinnen von „Girls4MINT“ in der Region Wiesbaden waren vom 03.-06. Juni zu Gast bei InfraServ Wiesbaden (ISW), dem Betreiber des Industrieparks in der hessischen Landeshautstadt mit einem eigenen Bildungszentrum. Die Mädchen kamen von der Martin-Niemöller-Schule in Wiesbaden, der Elisabethenschule in Hofheim sowie der Limesschule in Idstein. Gleich am ersten Tag konnten sie das Programmieren von speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS) am Beispiel einer kleinen Laboranlage kennenlernen und erfuhren, wie diese in der Praxis für die Steuerung von großtechnischen Anlagen eingesetzt werden.
Am zweiten und dritten Tag beschäftigten sich die Teilnehmerinnen mit Grundlagen der Elektrotechnik und lernten beim Bau eines Flaschenöffners zentrale Techniken der Metallbearbeitung, wie Bohren, Sägen, Feilen und Gewindeschneiden kennen. Danach wechselten die Schülerinnen von der Werkstatt ins Labor. Hier erhielten sie Einblicke in die Tätigkeiten bei der Ausbildung zur Chemielaborantin. Abgerundet wurde das Programm durch einen Rundgang durch den Industriepark Wiesbaden, dem Besuch der Biologischen Abwasserreinigungsanlage auch der dem Industriepark vorgelagerten Rheininsel Petersaue sowie der Werkfeuerwehr.
Besonderes Berufsorientierungsprojekt für den technischen Nachwuchs
„Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind nicht nur Berufsfelder mit Zukunft, sie ermöglichen auch eine Mitgestaltung von wichtigen Transformationsprozessen. Daher ist es essenziell, dass alle jungen Menschen – vor allem auch Mädchen – die Chance bekommen, ihre Zukunft aktiv zu gestalten“, betont Julia Behle, Projektleiterin von „Girls4MINT“ bei Provadis. „Das Projekt bietet Schülerinnen praxisnahe Einblicke, ermöglicht authentische Erfahrungen und baut gezielt Vorurteile gegenüber MINT-Berufen ab. Unsere Partnerunternehmen wie InfraServ Wiesbaden können auf diesem Weg früh Kontakt zu potenziellen Azubis knüpfen und dadurch dem Fachkräftemangel vor allem im technischen Bereich begegnen.“
In einem Feedback-Gespräch in der Schule werden die Teilnehmerinnen in den nächsten Tagen eine persönliche Rückmeldung zu ihren individuellen Kompetenzen im Bereich MINT erhalten. Eine Abschlussveranstaltung mit den Teilnehmerinnen, ihren Eltern, der Agentur für Arbeit sowie Unternehmensvertreterinnen und -vertretern rundet das Berufsorientierungsprojekt ab. Am Ende erhalten die Schülerinnen ein Zertifikat über ihre Teilnahme.
Angebote an weiteren hessischen Standorten
Das Projekt „Girls4MINT“ ist eine Gemeinschaftsinitiative des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. Im Zeitraum von 2024 bis 2026 finden insgesamt achtzehn Veranstaltungen in allen zwölf Regionen der Bundesagentur für Arbeit mit ortsansässigen Unternehmen statt. Provadis ist für das Konzept und die Durchführung verantwortlich. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Regionaldirektion Hessen und des Europäischen Sozialfonds (ESF). Für die Teilnehmerinnen und die beteiligten Schulen entstehen keine Teilnahmegebühren. Das Hessische Kultusministerium unterstützt das Projekt.
Detaillierte Informationen finden Interessierte unter www.girls4mint.de.
Foto: InfraServ Wiesbaden
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Mädchenpower in luftiger Höhe: Teilnehmerinnen des Girls4MINT schnuppern Technikluft und lassen sich mit der Hubrettungsbühne der ISW-Werkfeuerwehr in die Höhe fahren.
Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH ist ein Unternehmen der Infraserv-Höchst-Gruppe. Mit rund 1.800 Auszubildenden und über 2.500 Weiterbildungsteilnehmenden an den Standorten Frankfurt und Marburg gehört Provadis zu den führenden Anbietern von Bildungsdienstleistungen in Hessen. Rund 400 internationale Kunden nutzen in Partnerschaften und Kooperationen das Know-how von Provadis auf den Gebieten der Aus- und Weiterbildung, der Personal- und Organisationsentwicklung und bei der Entwicklung von E-Learning-Konzepten.
An der Provadis Hochschule studieren über 1.100 Studierende in dualen und berufsbegleitenden Studiengängen mit international anerkannten Bachelor- und Masterabschlüssen. Die Hochschule bündelt ihre interdisziplinären Aktivitäten in den Fachbereichen sowie im Zentrum für Industrie und Nachhaltigkeit.
InfraServ Wiesbaden (ISW) ist seit 1997 Standortbetreiber des Industrieparks Wiesbaden in der Metropolregion Rhein-Main. Mit ihrer Tochtergesellschaft ISW-Technik beschäftigt die Unternehmensgruppe derzeit rund 950 Mitarbeiter. Als Partner der Industrie und des regionalen Mittelstands verknüpft ISW alle Anforderungen an effiziente Prozesssteuerung, Anlagenoptimierung und nachhaltige Produktion.
Der Industriepark Wiesbaden beschäftigt aktuell etwa 5.800 Menschen in insgesamt rund 75 Unternehmen. Im InfraServ Wiesbaden Bildungszentrum erlernen ca. 300 Auszubildende mehr als 20 verschiedene Berufe. Der Industriepark Wiesbaden ist mit seiner Fläche von 96 Hektar der zweitgrößte Industriepark Hessens. Seit ihren Anfängen um 1860 ist die Gewerbeansiedlung das industrielle Herz der Landeshauptstadt Wiesbaden.